Der Vohwinkel Fuchs
Schloß Lüntenbeck Schwebebahn in Vohwinkel 1923 Rathaus Vohwinkel 1912 Kaiserplatz in Vohwinkel 1929 Neuer Bahnhof Vohwinkel 1909 Schöller 1928

Festschrift Heimattage Vohwinkel 18.-20. Juli 1925

Festschrift Heimattage Vohwinkel 18.-20. Juli 1925

Festschrift Heimattage Vohwinkel 18.-20. Juli 1925.

 

 

Das Heimatgut Vohwinkel.

Kurze Uebersicht nach alter und neuer Forschung.

1312. Vouinkel.

1356. Erb und Gut Vowynkele wird von Ritter Heinrich von Schönrode dem Frauenkloster Gräfrath verkauft.

1356 - 1586. Das Gut Vowinckele im Besitz des Klosters zu Gräfrath. Es stiftet im Jahr 1482 dem hl. Antoniusaltar in Elberfeld aus seinen Erträgnissen drei Malter Hafer. Ab 1488 zahlt der Pächter im Auftrage des Gräfrather Klosters dem Peter im Bruch, der sein Besitztum, das Pescher Kämpchen, dem Kloster verkauft hat, jährlich zu Pfingsten 2 Albus für das Stück Land und 1 Albus für den Graben durch den Bruch, falls er den Vohwinckeler Teich frischen muß.

1586. Der Sonnborner Pastor Casper Lenneslad kämpft für die reformierte Lehre. Wahrscheinlich kommt Vohwinkel jetzt aus den Händen des Klosters in Gräfrath.

1636 - 1677. In den Sonnborner Kirchenrechnungen werden Gerhardt Johann zu Vohwinckell, Caspar und Wilhelm zu Vohwinckell erwähnt. Sie sind teils Kirchmeister, teils provisores. - Der letzt Genannte schreibt sich schon oft "Wilm Fowinckell" unter Fortlassung des "zu". - Diese Familie verkauft allem Anschein nach das Gut um 1700 herum und zieht nach der Grotenbeck, wo die Mitglieder "Bauern" bleiben oder das Schmiedehandwerk ergreifen.

1726 - 1744. Vohwinkel, Eigentum Gerhards von der großen Düssel (Deüßel). Auch ein Johann desselben Namens findet sich vor. Auch dieser Mann verwaltet in Sonnborn das Amt des Kirckemeisters.

1750 - 1799. Während dieses halben Jahrhunderts sitzen in Vohwinkel die Benninghovens. Sie haben das Gut sicherlich durch Einheiraten an sich gebracht, denn Heinrich Benninghoven zu Vohwinckell ist mit Maria Düssel aus Porthen verheiratet; er selbst stammt aus Elscheidt. Bei der Taufeintragung ist unter den Zeugen ein Johann Peter Vohwinkel eingeschrieben. So leben die früheren und jetzigen Besitzer des Gutes Vohwinkel in bestem Einvernehmen. - Die Benninghovens können in den Kirchenakten bis über 1820 hinaus verfolgt werden.

1806 - 1840. Am Anfang des neuen Jahrhunderts wird jedoch Johannes Cleef als Besitzer Vohwinkels genannt. Auch die um das Gut herumliegenden Ländereien und ein STück des Osterholzes gehören ihm. Insgesamt waren es 172 Morgen, die er sein Eigen nannte, davon auf das Gut Vohwinkel 119 Morgen entfielen. Nach der Katastermuterrolle gab es auf dem Gutsland drei Höfe; der eine lag am Steeler Einschnitt, an der Kuhle, der zweite auf dem heutigen Marktplatz, der dritte war das später Stöckersche Grundstück am heutigen Kaiserplatz. - Die Karten aus den Jahren 1715 und 1790 und 1824 geben ebenso über den Namen des Gutes wie über die Lage und die Höhe Aufschluß. Es bleibt dabei, daß Vohwinkel so viel als "Fuchsenwinkel" bedeutet.
Aus diesem Zeitabschnitt, da die Cleffs in Vohwinkel saßen, treten auch andere bekannte Familien hervor, wie die Wetters, Kölckers, Posts, Webers.

1840. Das ganze große Besitztum Vohwinkel kauft ein "Lehrer" Wülfing, der in Barmen beheimatet gewesen sein soll.

1842. Schon nach zwei Jahren geht das Besitztum über an Johann Wülfing, mit Ausnahme von 9 Morgen, die an die Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn abgegeben waren. 1841 erstand der erste Bahnhof in Vohwinkel; allerdings zerschnitt die Bahn das Gut. - Wenngleich Johann Wülfing schon 1839 als Kirchmeister tätig gewesen, danach Gutsbesitzer geworden war, so stellte er sich nun nach Einführung der Dampfbahn zeitgemäß um. Er führte die Wirtschaft Vohwinkels, arbeitete als "Empfänger" der Transportverwaltung der Bahn, versah dazu die Post und die Posthalterei, widmete sich der aufkommenden Schulfrage, siedelte die Niederlassungen der Kohlenzechen hier an und traf für Vohwinkels künftige Ausdehnung Vorsorge. - Das steinerne Gutshaus am Steeler Einschnitt fällt 1848 der Eisenbahn zum Opfer.

1851. Johann Wülfing stirbt. Er hinterläßt sieben Kinder. Die "Geschwister Wülfing" unter Hermann Wülfing übernehmen das Gesamtgut. Die Entwickelung Vohwinkels drängt auf Entscheidung. Die Geschwister Wülfing entschließen sich zur AUfteilung des Gutes, die 1852 und 1853 vollzogen wird. Für sie selbst bleibt nur das Gütchen, wo der heutige Marktplatz sich befindet. Dies ist der Zeitpunkt, da sich die heute lebenden Familien hier ansiedelten. 19 Häuser mit 139 Einwohnern werden berichtet; sie mehren sich schnell von Jahr zu Jahr.

1868. Das Wohnhaus Vohwinkel wird durch Feuer vernichtet. Ein sehr modernes Wohngebäude ersteht an seiner STelle. Allmählich verfallen die Hofgebäude, der Platz wird freier. Auch das moderne Haus weicht endlich der immer mehr sich ausdehnenden Eisenbahn.

1888. Die nun selbstständig werdende Landbürgermeisterei übernimmt von dem bedeutensten ihrer Teile, dem verschwundenen Gut Vohwinkel, den Namen und kauft 1894 schließlich den Platz, wo Vohwinkel bisher gestanden, und macht ihn zum Marktplatz.

1925. Vohwinkel-Stadt gedenkt dem Marktplatz großstädtisches Gepräge zu geben. Hotels, Geschäftshäuser sollen auf dieser alt-geschichtlichen Stelle emporwachsen. Die 15919 Einwohner, die Lage und der zuflutende Verkehr verlangen von neuem die Anpassung an die Gegenwart, die Fürsorge für die Zukunft.

Karl Ziegler.

 

Quelle:
Festschrift Heimattage Vohwinkel 18.-20. Juli 1925
Im Auftrage herausgegeben von Dr. Püttmann
Seite 9 - 11
Druck: Hüster & Vogel, Kirchstraße
Vohwinkel 1925

 

Gedrucktes / 1925 Heimattage